Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Berlin
Architektonische Gestaltung innerhalb des bestehenden stadträumlichen Kontexts
Mit einem überhöhten Erdgeschoss und der Ausbildung eines Staffelgeschosses besitzt das Haus eine ablesbare, horizontale Fassadengliederung mit Sockel-, Mittel- und Dachzone. Trauf- und Firsthöhe der angrenzenden Gebäude werden übernommen und der Straßenraum der Wilhelmstraße vervollständigt. Am Übergang zum Hofbeamtenhaus löst sich diese strenge Straßenfassade in eine plastische Komposition auf, die die Tiefe des Baukörpers vom Straßenraum erlebbar macht. Die Höhenstaffelung reagiert sensibel auf die Fassadengliederung des Hofbeamtenhauses und leitet ohne Brüche zum Eingangsgebäude des Ministeriums über.
Korrespondenz zwischen Nutzung und Gestaltung
Die einheitliche Befensterung der Lochfassade folgt dem Leitgedanken nach Zukunftsfähigkeit der strukturellen Bauteile. Sie erlaubt eine maximale Flexibilität in der Raumaufteilung gemäß dem vorgeschlagenen Raster. Auch für das momentan bestimmende Gebäudeprogramm „Verwaltung“ ist sie somit geeignet. Die vorgeschlagenen Stulp-Fenster erleichtern durch ihre kürzeren Fensterflügel die Nutzung im Inneren. Die plastische Ausgestaltung der Fassade ergibt in Kombination mit dem repetitiven Motiv der Lochfassade ein abwechslungsreiches Spiel aus Licht und Schatten.
Materialität, Farbigkeit und Detailausbildung
Gemäß Nachhaltigkeitskonzept werden die strukturbestimmenden Bauteile für das Tragwerk und die Fassade mit lang haltbaren, unterhaltsarmen Materialien (Ortbeton bzw. textilfaserbewerte Betonschalen für die Fassade) gestaltet. Programmbestimmende Einbauelemente (Fenster, Leichtbauwände, Oberflächenmaterialien) werden überwiegend mit Holz- bzw. Holzwerkstoffen erstellt. Die Farbigkeit des Hauses wird von der Farbigkeit und der Eigenschaft der einzelnen Materialien bestimmt.
Gestaltung des Freiraums
Im baulich gefassten Raum neben der Feuerwehrdurchfahrt werden überdachte Fahrradstellplätze, Abstellflächen oder Müllbehälter vorgeschlagen. Die dadurch frei bleibenden Außenflächen können als Außenspielflächen der Kindertagesstätte und Grünflächen für die Mitarbeiter des Ministeriums genutzt werden. Pergola und überdachter Zugang zum Haus ergänzen das Freiflächenangebot mit witterungsgeschützten Zonen.
Einhaltung der planungsrechtlichen Anforderungen (B-Plan)
Die Vorgaben des B-Planes werden an der Wilhelmstraße bezüglich der Traufhöhe exakt eingehalten (56,40 m). Die Firsthöhe unterschreitet mit 59,70m die Vorgabe (64,40 m). Zum Hof wird der Rücksprung an der Traufe schon über dem 4. Obergeschoss angeordnet, da nur dann die Abstandsflächen zur nördlichen Grundstücksgrenze eingehalten werden können. Die Traufhöhe der benachbarten Ministeriumsgebäude wird dadurch ebenfalls gewahrt. Der Neubau fügt sich so in das Hofensemble der Bestandsbauten ein.
An die östliche Baugrenze wird mit einem dreigeschossigen Gebäudetrakt herangebaut. Dadurch wird die Ecke an der Straße geschlossen. Gemäß Vorgabe des B-Planes wird dieser Gebäudeteil an der Ostfassade ohne Fenster ausgeführt. Die oberen Etagen springen soweit von der östlichen Baugrenze zurück, so dass eine Überlappung der Abstandsflächen vermieden wird und eine Befensterung möglich ist.
Architektur: Christian Schmitz, Peter Zirkel