Lehr & Forschungsgebäude Chemie Riedberg, Frankfurt

Städtebau 

Im Gesamtkonzept des städtebaulichen Masterplans des Gebiets Riedberg bildet der Campus den südlichen Abschluss. Die verbindenden Elemente unter den sieben Quartieren bilden die Parks und Grünanlagen. Um diese Struktur aufzunehmen, wird der Grünzug durch den Campus geleitet und mündet in den Neubau der Chemischen Institute. Von da aus fließt das Universtitäsgrün weiter den Hang hinunter und soll dadurch zu einer Aufwertung der Freiflächen führen und die Erschließung über die Marie-Curie-Strasse beenden. 

Aufgrund der starken Heterogenität des Campus soll der Neubau die bestehenden Hauptachsen aufnehmen und diese in einer öffentlichen Plattform auffangen und somit einen zentralen Ort für den Campus bilden. Auch die Kubatur und Fassade soll durch Einfachheit Ruhe in das architektonische Ensemble bringen. 

Diese Plattform bildet das “Gesicht” der Hangkante und des Gebiets Riedberg und gibt gleichsam den Blick für die Passanten gezielt in Richtung Frankfurter Skyline frei. Dieses Gegenüber führt zu einem Dialog zwischen Stadtzentrum und Campus. 

Zur Zeit wird der Campus großteils mit Autos befahren und vor allem zieht sich eine Reihung von Parkplätzen quer durch das Gebiet. Um den Campus für die Fußgänger wieder zu beleben und qualitativer zu gestalten, befinden sich die PKW-Stellplätze und die Andienung unter der Campusebene. Die Erschließung verläuft weiterhin über die Altenhöferallee, allerdings verschwindet der Verkehr vor dem Campus durch eine Abzweigung in dem Neubau (Sockel). Somit können die Hauptachsen des Campus den Fußgängern vorbehalten und der Campus auf den Sockel des Neubaus weitergeführt werden. 

Architektur 

Grundlegend für den Entwurf war es, den Campusgedanken im Gebäude fortzuführen und weniger nur ein Gebäude, als viel mehr einen Ort zu bilden. Durch die Topographie entsteht ein Sockel auf dem sich die Campusebene fortsetzt. Aus dieser Ebene stoßen drei Kuben empor und fassen durch ihre gezielte Setzung Plätze unterschiedlicher Eigenschaften ein. Gleichsam erwächst durch diese Riegel eine belebte städtebauliche Silhouette. 

Der zweigeschossige Sockel beinhaltet alle erforderlichen Lehrbereiche und die Forschung. Die Räume sind zu drei Innenhöfen ausgerichtet, um die entsprechende Belichtung zu gewährleisten. Alle Räume im Süden sind zum Hang hin orientiert und besitzen einen vorgelagerten “Stadtbalkon”, welcher sowohl als Sonnenschutz, sowie als Fluchtweg fungiert. 

Der dreigeschossige Riegel auf dem Sockel beinhaltet in der Campusebene Büros, Fachschaft und Aufenhaltsräume. In den weiteren Geschossen sind die Räume der Mehrzweckpraktika untergebracht, welche so von allen Studierenden des Campus separat genutzt werden können. Durch die Riegel wird es ebenso ermöglicht, klare Eingänge zu definieren. 

Die einzelnen architektonischen Eingriffe ermöglichen es, jedem Raum einen Ausblick ins Grün, auf den Campus oder auf Frankfurt zu bieten. Die unterschiedlichen Plätze sind je nach Lage introvertiert oder extrovertiert und ermöglichen Blickbezüge zwischen der Campusebene und den Lehrbereichen, welche über und unter dieser Ebene angeordnet sind. 

Der 1. Bauabschnitt bildet das erste Modul der städtebaulichen Intervention. Zwei weitere Bauabschnitte bieten Platz für die restlichen geforderten Nutzflächen der Erweiterung. Die Körper entstehen aus dem ersten Modul und gehen durch drehen oder spiegeln bewusst auf ihre Umgebung ein. So eröffnet der 1. Bauabschnitt ein Dialog mit der riesigen Freitreppe der Mensa, der zweite eine Orientierung zum Hang und der dritte bildet ein abschließendes und abschirmendes Element gegenüber der Straße und dem Verkehr. 

Diese Modularität setzt sich in der Konstruktion fort. Die grundlegende Tragstruktur bilden Betonstützen, welche von außen durch Betonfertigteile verkleidet werden. Die Fassade wird durch das erarbeitete Raster bestimmt und erzeugt Ruhe und Klarheit. Dieses System kann auf alle Bauabschnitte angewandt werden und lässt weiterhin Spiel, um auf die gegebenen Umstände einzugehen.

Eine gewisse Modularität zeigt sich auch in den großzügig gestalteten Praktikumsräumen und Laborclustern, welche durch ihre frei nutzbare Fläche weiterhin alles ermöglichen können.

 

Architektur: Berthold Ellertmann, Christian Schmitz mit Architektengemeinschaft Raum und Bau mit Zimmermann

Team: Marcel Arndt, Tobias John

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